Bei der Entlassfeier des Abiturjahrgangs 2019 gab es nicht nur Zeugnisse, Glückwünsche, Lob und Blumen, sondern auch ernste Worte – und einen Apfelbaum.
Halterner Zeitung, 08.07.2019, von Pia Stenner
„Der heutige Tag ist ein Tag des Feierns“, sagten der Schulleiter, der Bürgermeister und die Schulpflegschaftsvorsitzende am Samstagvormittag in der Aula des Schulzentrums. Denn die Schülerinnen und Schüler, die hier nach und nach auf die Bühne traten, hatten ihr Abitur geschafft. Erleichterung und Stolz lag in den Gesichtern, als Schulleiter Ulrich Wessel, Oberstufenkoordinator Dietmar Bienert und die drei Stufenbegleiter Dominik Bonin, Astrid Peters und Nicole Preissler ihnen die Zeugnisse und Rosen überreichten.
Verantwortung tragen
Für die drei Jahrgangsbesten gab es außerdem Büchergutscheine: Yannick Schröer und Sarah Bücker hatten beide einen 1,0-Durchschnitt geschafft, Nina Grabowski einen Schnitt von 1,1. Zusätzlich erhielt Berit Pauls den Abiturpreis 2019 für herausragende Leistungen in Mathematik, Marlene Pöter einen Preis für hervorragende Leistungen in Deutsch. Die deutsche physikalische Gesellschaft zeichnete gleich fünf Schülerinnen und Schüler mit einem einjährigen Zeitschriftenabo aus und verlieh einen Buchpreis an Yannick Schröer. Schulleiter Ulrich Wessel bedankte sich namentlich bei Jan Wegener und Malcolm Thrun für deren außerordentliches Engagement für die Schulgemeinde.
„Sie haben jetzt einen wertvollen Türöffner in der Hand“, richtete sich Bürgermeister Bodo Klimpel an den Abiturjahrgang, „doch Sie sind selbst dafür verantwortlich, diese Chance zu nutzen.“ Nicht nur Klimpel, sondern auch die anderen Redner – Lehrerinnen und Lehrer, die Schulpflegschaftsvorsitzende und der Schulleiter – betonten, wie wichtig es gerade in der heutigen Zeit sei, Verantwortung zu übernehmen, sich für die Demokratie einzusetzen, sich in der Gesellschaft zu engagieren.
Wiedergutmachung
„Auch wenn so manch einer meint, noch immer in einer Spaßgesellschaft zu leben“, sagt Schulleiter Ulrich Wessel in Anspielung auf die vergangene Woche an, in der die Abiturienten ihren „Chaostag“ feiern wollten, der bei der Schulleitung auf wenig Verständnis gestoßen war. Auch an der Schulpflegschaftsvorsitzenden Nora Buchner war die Aktion der Abiturientinnen und Abiturienten, die Teile der Schule in Folie gewickelt hatten, nicht vorbei gegangen. Sie brachte einen kleinen Apfelbaum mit ans Rednerpult, den sie dann dem Jahrgang schenkte. „Als Wiedergutmachung für den nicht ganz so ernst zu nehmenden Friday for Future am Mittwoch.“ Sie wolle, dass der Jahrgang einen Platz für den Baum finde, der zum Ort werde, an den sie alle zurückkommen könnten.
Nicht alles preisgeben
In einem Punkt waren sich alle einig: Wie wichtig das Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt als Stufe unter den Zwölftklässlern gewesen sei. Die Stufenvertreterinnen Emma Scheideler und Marlene Pöter sagten, ihnen sei klar geworden, dass Schule immer ein wichtiger Ort für Freundschaften ist. Und, dass Schule nicht nur „im Klassenzimmer sitzen“ heißt. Pöter blickte auf die Musik- und Theater-Projekte zurück, die das Gymnasium seinen Schülerinnen und Schülern ermöglicht hatte. Einige dieser Projekte gingen bis zu diesem Samstag: Unter Leitung der Lehrerin Eva Werry spielten die Schülerinnen und Schüler zwischen den Reden Musikstücke von Schostakowitsch bis Lady Gaga. Für die Stufenvertreterinnen sei es nach den 2859 Tagen Schulzeit schwierig gewesen, die richtigen Worte zum Abschied zu finden. „Man sollte vielleicht auch nicht alles preisgeben, was unsere Stufe schon zusammen erlebt hat“, sagte Scheideler lachend. „Man kann schon sagen, es war wild.“
Bürgermeister Bodo Klimpel schien das erkannt zu haben. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Lassen Sie es heute Abend ordentlich krachen, aber lassen Sie der nachfolgenden Schülergeneration noch ein bisschen Seestadthalle übrig.“
Impressionen (Fotos: Blanka Thieme-Dietel, Halterner Zeitung):