Schüler erinnern an Krieg und Vertreibung
„Über den Krieg denke ich, dass er blöd ist, weil da viele Menschen sterben.“ Das sagt Hassan Al Ali aus der sechsten Klasse der Joseph-Hennewig-Schule. Sein Mitschüler Marius Mergner las Hassans Geschichte auf einer Gedenkveranstaltung vor, die fast ausschließlich von Halterner Schülern gestaltet wurde.
Hassan ist aus dem Libanon geflüchtet. „Da brach der Krieg aus, als ich drei war“, schreibt er. Es war nur eine Geschichte von vielen, die an diesem Abend in der Aula des Halterner Schulzentrums zu hören waren: Geschichten von Krieg, Vertreibung, Mord und Zerstörung.
„Was alle Welt längst weiß (…) Kriege sind ein Scheiß.“ So, etwas frei nach Wolf Biermann, lautete das Motto des Abends. Schüler aller drei weiterführenden Halterner Schulen brachten sich mit Beiträgen im Gedenken an die beiden Weltkriege und an Krieg und Vertreibung in der Gegenwart ins Programm mit ein.
Am Anfang stand die Idee eines Benefizkonzertes des Chors der IG-Metall Bochum „Chorrosion“ für Pro Anima. Daraus entwickelte sich das Konzept, nicht nur für Kinder etwas zu tun, sondern auch Kinder selbst ins Programm einzubeziehen. Die Organisatoren, VHS-Leiterin Tanja Steinhaus und David Schütz von der Halterner Caritas sowie das Team von Pro Anima, holten die Schulen mit ins Boot. Auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge beteiligte sich, unter anderem mit zwei Ausstellungen, am Programm.
Postkarten von Soldaten
Den Auftakt bestritt der Bochumer Chor mit Anti-Kriegs-Liedern. Danach hatten die Schüler das Wort. Mit Feldpostkarten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg haben sich elf Schüler des Joseph-König-Gymnasiums beschäftigt: Einige stellten sie in Text und Bild vor: Die Zeilen der Soldaten stehen oft im krassen Gegensatz zu den verklärenden Bildern auf der Postkartenvorderseite.
Mit Kriegsschauplätzen, dem Thema Kindersoldaten und der Judenverfolgung haben sich Schüler der Joseph-Hennewig-Schule auseinandergesetzt. Louisa Resch und Nadja Thewes stellten die Ergebnisse vor, die im Foyer in einer Ausstellung zu sehen waren.
Gedenk-Waggon
Auch die Alexander-Lebenstein-Realschule hatte an ihrem Projekttag zum Kriegsgedenken eine umfangreiche Ausstellung zusammengestellt; die Waggon-AG präsentierte die neu geordnete Ausstellung im Gedenk-Waggon an der Realschule.
Musikalisch und textlich näherten sich die Realschüler den beiden Weltkriegen und den Schicksalen von Söldnern und Kindersoldaten. „Töten ist so leicht geworden, wie Wasser trinken“, sagt ein 15-jähriger jugendlicher Kämpfer. Nadin Renoldi las aus seinen Gedanken vor.
„Imagine“ von John Lennon
Zum Abschluss sangen alle Mitwirkenden und das Publikum gemeinsam den Song „Imagine“ von John Lennon, der eine Welt besingt, in der es nichts mehr gibt, für das es sich zu töten oder zu sterben lohnt.
Erinnerungsarbeit
Aus der Sicht der Kinder, die zumeist nur Opfer von Krieg und Gewalt sind, sollte der Abend gestaltet werden. Das haben die Schüler getan, unter ihnen zum Beispiel auch Lilly Shaka aus der Joseph-Hennewig-Schule, deren Familie aus dem Kosovo fliehen musste und heute in Haltern lebt. „Wir fühlen uns hier alle sehr wohl und hoffen, dass wir hier glücklich leben können“, sagte sie.
Gedenken bedeute, Verantwortung zu übernehmen. Um dies tun zu können, sei Wissen notwendig, hatte David Schütz zu Beginn der Veranstaltung gesagt. Die Schüler haben sich Wissen angeeignet und Erinnerungsarbeit geleistet. Diese Arbeit wird an den drei Schulen in Haltern weitergeführt.