Am 11. März hat die Holocaustüberlebende Eva Weyl aus den Niederlanden vor 150 Neuntlklässlern gesprochen. In diesem Jahr wurde sie von der Enkelin des damaligen Leiters des Lagers Westerbork begleitet.
Getreu ihrem Motto, den Nachgeborenen keine Schuld zu geben, sie aber für die Zukunft in die Verantwortung zu nehmen, berichtete Eva Weyl auf ergreifende und betroffen machende Weise von ihrer persönlichen Erfahrung des nationalsozialistischen Terrors in den Niederlanden. Nachdem ihre Eltern in den 1930er-Jahren vor der Verfolgung aus Kleve nach Arnheim geflohen waren, wurde die gesamte Familie nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande in das niederländische Durchgangslager Westerbork deportiert. Dem drohenden Weitertransport in ein Todeslager entging ihre Familie mehrfach nur durch großes Glück. Die Schülerinnen und Schüler waren von Eva Weyls Lebensgeschichte tief betroffen und zugleich von ihrer imponierenden Lebensfreude und ihrem sichtbaren Interesse am Austausch mit Jugendlichen sehr beeindruckt.
Eva Weyl war bereits mehrere Male an unserer Schule und an der Alexander-Lebenstein-Realschule zu Gast. Sie kam in diesem Jahr aber nicht alleine nach Haltern: Sie wurde von Anke Winter, einer Enkelin des damaligen Leiters des Lagers Westerbork begleitet. Der Kontakt zwischen Eva Weyl und Anke Winter ist vor einigen Jahren durch großen Zufall zustande gekommen und es entwickelte sich eine echte Freundschaft. Es ist beeindruckend, wie Eva Weyl auch diese außergewöhnliche Beziehung wie eine Selbstverständlichkeit wirken lässt.
Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir zu den wenigen Schulen gehören dürfen, zu denen die beiden Damen gemeinsam fahren. Die Gelegenheit, gleichzeitig von einem Opfer des Holocausts und von einer Enkelin eines Täters Authentisches berichtet zu bekommen, ergibt sich schließlich nur äußerst selten. Mit ihrem gemeinsamen Vortrag bei uns sorgten sie sehr nachhaltig dafür, dass die Zahl der „Zweitzeugen“ des Holocausts wieder etwas größer geworden ist.