Mit Bildern von realen Unfällen, Berichten von Unfallopfern und Erfahrungsschilderungen von Polizei, Feuerwehr, Notärzten und Notfallseelsorgern wurde am Mittwoch 150 Schülerinnen und Schülern vermittelt, dass eine Sekunde der Unaufmerksamkeit, des Leichtsinns oder der Selbstüberschätzung das Leben für immer verändern – oder beenden – kann. Ziel der Veranstaltung ist es, Zehntklässler dafür zu sensibilisieren, vorsichtig und verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilzunehmen.
Über eine halbe Million Verkehrsunfälle zählt die Polizei jährlich in NRW. Etwa jeder fünfte davon wird durch junge Fahrer verursacht. „Über 500 Menschen werden dabei pro Jahr getötet“, so die Polizei. Die Gründe für Unfälle im Straßenverkehr sind bekannt: Überhöhte Geschwindigkeit, fehlender Sicherheitsabstand, den Sicherheitsgurt nicht angelegt. Aber auch Alkohol- und Drogenkonsum sind mögliche Unfallursachen.
„Mir wurde die Freiheit genommen, selbst über mein Leben zu entscheiden“
Eindrucksvoll schilderte Claudia Deitermann ihren Unfall. Am 26. Januar 1994 – dem Tag ihres Unfalls – sei ihr die Freiheit genommen worden, selbst über ihr Leben zu entscheiden, sagt die ehemalige Halternerin. Ihre Träume, ihre Pläne für das künftige Leben – all dies sei in einem Sekundenbruchteil weggewischt worden, denn nach dem Unfall war nichts mehr wie zuvor.
Als sie auf der linken Spur der Hullerner Straße einem ausscherenden Autofahrer ausweichen will, kollidiert mit einem Baum. Ihr Bein bohrt sich 18 Zentimeter in ihre Hüfte. „Ich habe gedacht und gefühlt, ich sterbe“, sagt Deitermann. Zwei Wochen liegt sie im Koma, es folgen 20 Monate der Rehabilitation. Der Unfall belastet die Beziehung zu ihrem damaligen Freund, die beiden trennen sich. Sie verliert ihren Job. Und auch viele ihrer Freunde haben den Kontakt abgebrochen, vielleicht aus Unsicherheit, wie sie mit der Situation umgehen sollten. „Ich war oft an dem Punkt, an dem ich mich gefragt habe, warum ich nicht an diesem scheiß Baum kleben geblieben bin.“ Wäre sie an jedem Tag etwas langsamer unterwegs gewesen, hätte der Unfall vielleicht nicht so gravierende Folgen gehabt. Noch heute nehme sie Schmerzmittel, sagt Deitermann. Dennoch habe sie es wieder auf die Beine geschafft, sie sei eine Kämpferin.
Nicht nur für die Unfallopfer ist ein schwerer Verkehrsunfall traumatisch. Auch Notärzte, Feuerwehrmänner und Notfallseelsorger lassen diese Bilder nicht mehr los. Und auch die Angehörigen von Verletzten oder Getöteten leiden unter den Unfallfolgen.
„Geboren, um zu leben!“
Am Ende der Veranstaltung wird das Lied „Geboren, um zu leben“ vorgespielt. „Vielleicht deutet ihr den Liedtext nun anders als zuvor“, erläutert Polizeihauptkommissarin Ute Honvehlmann und verabschiedet die Jugendlichen mit den Worten: „Ihr tragt die Verantwortung, ihr habt nur das eine Leben!“