Ministerpräsidentin und Schulministerin nehmen an Gedenkgottesdienst teil.
Der christliche Glaube, dass alles Leben und Sterben in Gottes Hand liegt, stand gestern im Mittelpunkt eines Gedenkgottesdienstes für die Opfer der Flugzeugkatastrophe vom 24. März.
Halterner Zeitung, 05.04.2016, von Silvia Wiethoff
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Schulministerin Sylvia Löhrmann mischten sich ohne großes Aufsehen unter die Trauergemeinde in der Sixtuskirche. Die Angehörigen der 18 Opfer, um die in Haltern getrauert wird, begrüßten die beiden Politikerinnen persönlich und nahmen in ihrer Mitte Platz.
Ökumenische Feier
Weil der Jahrestag des Flugzeugabsturzes in die Osterferien gefallen war, wurde das Gedenken an die 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph- König-Gymnasiums von der Schulgemeinde am ersten Schultag nach den Ferien nachgeholt.
An dem ökumenischen Gottesdienst beteiligten sich Mitschüler und Lehrer beziehungsweise Kollegen der Verstorbenen. Er wurde von Pfarrer Karl Henschel und Pastoralreferent Gregor Coerdt geleitet. Für den würdigen musikalischen Rahmen sorgten Lehrer und Schüler der Musikschule sowie Lehrer des Gymnasiums.
„Gott, Unbegreifliches ist geschehen. Machtlos stehen wir dem Tod von 18 jungen Menschen gegenüber. Wir vermissen sie so sehr und haben unzählige Tränen um sie geweint. Sammle du unsere Tränen in deinem Krug“, verlas Gregor Coerdt ein Tränen-„Gebet“, in dessen Pausen zwei Schülerinnen symbolisch Wasser in einen großen Krug gossen.
„Ich kann es nicht verstehen, denn ich kann es nicht greifen. Dass ein Mensch, der noch nicht alt war, sein Leben lässt und einfach nicht mehr da ist“, trug die 17-jährige Mira, die Freundin einer
Verstorbenen, einen selbst geschrieben Text vor, in dem sie ihre Gedanken, Gefühle und Zweifel zu ihrem persönlichen Verlust unter dem Titel „Sag’ du es mir, was ist der Tod?“ niedergeschrieben hat. Karl Henschel griff ihre Frage in seiner Ansprache auf. „Wer einfache Patentlösungen sucht, wird sie in der Bibel nicht finden“, sagte er. Ihm persönlich helfe das 13. Kapitel aus dem ersten Korintherbrief des Apostel Paulus. Darin wird beschrieben, dass der Mensch das große Ganze nicht begreifen kann. „Wir erkennen nur Bruchstücke, und unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, ist begrenzt.“ Was auch im Angesicht des Todes bleibe, seien Glaube, Liebe, Hoffnung. „In dieser Liebe Gottes bleiben wir verbunden, auch mit denen, die uns fehlen, bis einmal Gott alle Bruchstücke unseres Lebens zusammenfügt“, schloss der Pfarrer.
Namen verlesen
Zum Gedenken an die Verstorbenen wurden die Namen der jungen Menschen verlesen, die so schmerzlich vermisst werden. Auch im gestrigen Gottesdienst wollten die Tränen nicht versiegen. Zwei Schülerinnen trugen für jedes Halterner Opfer der Flugzeugkatastrophe weiße Frühlingsblumen zur Osterkerze an den Altar, wo bereits weitere 18 Kerzen leuchteten. „Sieh’, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände“, zitierte Lehrer Robert Bollerott, der mit Kollegin Eva Herholz an der Vorbereitung des Gedenkens beteiligt war.