Seit 2014 ist Eva Weyl (88) regelmäßig zu Gast an unserer Schule und berichtet über ihre Kindheit im Konzentrationslager Westerbork in den Niederlanden.
Sie hielt ihren bewegenden Vortrag am 27. Februar 2024 vor allen 9. Klassen unseres Gymnasiums und den 10. Klassen der Alexander-Lebenstein-Realschule sowie einer Klasse von der Wolfgang-Borchert-Gesamtschule Recklinghausen.
Eva Weyl ist eine ergreifende Zeitzeugin des nationalsozialistischen Terrors, den sie als Kind in den Niederlanden erlebte. In ihrem sehr persönlichen, tief betroffen machenden Vortrag berichtet sie von ihren Eltern, die im niederrheinischen Kleve ein Textilkaufhaus betrieben, von den Anfeindungen, die ihre Eltern und Großeltern wegen ihres jüdischen Glaubens erfahren mussten, von deren Umzug ins niederländische Arnheim Mitte der 1930er Jahre, um der nationalsozialistischen Verfolgung zu entkommen, von der Deportation der Familie in das niederländische Lager Westerbork nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Zweiten Weltkrieg und von ihrem unfassbaren Glück, mindestens vier Mal dem sicheren Weitertransport in die Vernichtungslager noch entgangen zu sein. Sehr emotional berichtete sie auch über ihre Begegnung mit der Enkelin des damaligen Lagerkommandanten von Westerbork, mit der sie zeitweise gemeinsam Vorträge gehalten hat. Der Enkelin, so Eva Weyl, könne man schließlich genauso wenig einen Vorwurf für die damaligen Verbrechen machen wie allen anderen heute Lebenden. Immer wieder betonte sie dabei, dass niemand der Anwesenden Schuld an den NS-Verbrechen trage, appellierte jedoch an die Verantwortung der jungen Generation, die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen wach zu halten und sich dafür einzusetzen, dass sie sich nie wiederholen werden. Dazu „ernannte“ sie ihre Zuhörerinnen und Zuhörer zu ihren „Zweitzeugen“. Im Anschluss an ihren Vortrag beantwortete sie noch Fragen der Schülerinnen und Schüler.
Eva Weyls großes Engagement gegen das Vergessen, ihre Lebensfreude und ihr sichtbares Interesse am Austausch mit der heutigen Jugend ist vor dem Hintergrund ihres persönlichen Schicksals umso imponierender.
Im Rahmen dieses Engagements hat sie 2021 die Schirmherrschaft über das Engagement des Joseph-König-Gymnasiums im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule ohne Courage“ übernommen. Nicht zuletzt als Europaschule sind für Eva Weyl für ihre jahrelange Verbundenheit zum Joseph-König-Gymnasium äußerst dankbar und freuen uns, dass sie auch in diesem Jahr den Weg aus Amsterdam auf sich genommen hat, um uns persönlich über ihr Schicksal während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu berichten.